Le Chemin de la moindre Résistance

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Einladung

Der Weg des geringsten Widerstandes - der zweite Teil … ist der ca. 300 Kilometer langer Fußmarsch von meiner Haustür quer durchs Land der Eifel, über Berg und Tal der Ardennen wie über Stock und Stein des Nachbarlandes Belgien zu Mann und Maus ins französische Charleville-Mézière bis vor die Haustür des Lyrikers und Abenteurers Arthur Rimbaud (* 1854 in Charleville-Mézière; † 1891 in Marseille) mit einem geschulterten Straßennamenschild mit der Aufschrift „Weg des geringsten Widerstandes“.
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Tag 1: Ich finde gut, das wenigstens einer was macht.

Die ersten 18 Kilometer liegen hinter mir. Die Schultern schmerzen, aber der Stolz über die Leistung ist groß. Wenn nur der Rücken nicht so krumm wäre, aber die Freude über den sonnigen Tag gleicht dies aus. Wenn die Füße nur nicht so weh täten, aber die schönen Begegnungen mit zwei gut gelaunten älteren Damen im Tierheim sorgen für ein Schmunzeln in meinem Gesicht. Wenn sich nur die linke Hüfte nicht immer mit einen stechenden Schmerz in den Vordergrund spielen würde, aber die Begegnung am Bahnhof in Kall überlagert die Körperlichen Malaisen:
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Tag 2: Im Flow

Morgens nach dem Aufbruch in Kall laufen wir aus vollem Bauch in die offenen Arme der Zeugen Jahwes. Die beiden männlichen Vertreter dieses Kirche lachen lauthals auf als sie, den Kopf halb geneigt, den Schriftzug auf dem Schild dechiffrieren. Als ich die Straßenseite wechsle, um zu Ihnen herüber zu kommen, verstummt das Lachen ob des drohenden Kirchenstreits. Ich wünsche einen besonders guten Morgen, als sie erwidern, das sei ein angemessener Weg, den ich da angehen würde. Ich frage sie, ob ihr Weg ein weniger mühevoller sei...
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Tag 3: Zurück zur Natur - Immerhin

08:21 Uhr
Christiane ruft an. Es sei was los. Sie komme mit, habe sich soeben entschieden. Es sei ihr heute morgen klar geworden, das sie uns einen Tag zu begleiten habe. Wir verabreden uns am Freigehege Hellenthal und wandern bei strahlendem Sonnenschein, der nun schon seit Beginn der Wanderung auf Schritt und Tritt unser treuer Begleiter ist. Wir durchqueren Hellenthal auf der am Sonntag Mittag, kein Mensch auf der Straße bei diesem herrlichen Wetter. Wir fragen uns, wo die Leute sind?
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Tag 4: Oh, Belgien

Als wir morgens in Hellenthal los laufen, drückt der Schuh. Frauke braucht Blasenpflaster, meine Mehr- oder Wenigkeit eine Zehamputation. Es muss ja weiter gehen, so wird der Schmerz auf später verschoben, genau wie die Verabredung mit LaMara an der Deutsch- Belgischen Grenze. da wir nicht so richtig von den Socken in die Puschen kommen am heute sonnigen Montag Morgen.
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Tag 5: Mein lieber Mann

8:04 Uhr
Wir brechen früh auf, müssen über Malmedy nach Stavelot um vor der Dunkelheit Trois Ponts zu erreichen. Das neue Schild ist leichter, dafür sind die an die landesüblichen Straßennamenschilder angepasste Form und Größe für die Leute schwerer zu lesen, wenn ich es, wie das „deutsche Schild in Deutschland", über der Schulter trage. Im Laufe des gestrigen Tages wurde ich unweit der Grenze Zeuge eines Kirchenrituals, bei der ein Mann in Brokatrobe ein Christuskreuz vor sich hertrug.
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Tag 6: Der dritte Stuhl steht im Wald

09:11 Uhr
Ich frage in der Touristeninfo von Stavelot nach der Möglichkeit, in Jevigné eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Die sympathische Frau braucht eine Weile, um sich vom Anblick des Mannes mit Straßennamenschild zu erholen. Als es soweit ist, erklärt sie, das es schwer werden wird, hinter Stavelot überhaupt noch Unterkünfte zu finden. Außerdem sei das Reisen schwierig, da es außer Schulbussen hier keine Fortbewegungsmöglichkeiten gibt. Und wir seien ja keine Schulkinder mehr, obwohl …
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Tag 7: Links ist das neue geradeaus oder die Erotik der Pilze

Wir brechen auf, haben heute eine Etappe von 18 Kilometern vor uns und wollen von Jevigné nach Clerhé wandern. Es geht auf und ab durch die Ardennen durch den immer bunter werdenden Wald. Der Gefährte Dirk Tillack ist heute mit Frauke und mir unterwegs und behauptet, das Wandern mit Arnd in den Ardennen das Größte sei. Wer ist Arnd, fragen wir uns heimlich, keiner traut sich allerdings, die Frage laut auszusprechen. Vielleicht kommt noch eine Erklärung hinterher? -
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Tag 8: Zickezacke

Aufbruch von Clerhé nach Marche-en-Famenne, das bedeutet 23 Kilometer mit Schild, Charme und Melone, wie sich der Gefährte vor seiner Abreise in Kulturbeflissenheit übt und ausdrückt. „Wie gut, das ich da nicht mehr mit muss“, behauptet der Grandseigneur der Mammutwanderungen. Die Landschaft wird wieder abwechslungsreicher. Es geht auf und ab, seit wir das Hohe Venn mit Weitblick und Hochplateau verlassen haben.
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Tag 9: Die Reise zur großen Kuh und der Fön der Ardennen

Heute geht es von Marche-en-Famenne, wo wir in einer Gîte Rural übernachtet haben, nach Rochefort. 17 Kilometer rauf und runter, es ist wärmer heute, um die 20 Grad. Ich habe mich trotzdem für das Tragen des Mantels entschieden. Das sollte ich mehrfach im Laufe des Tages bereuen, da es zu warm ist in meinem Herbstkostüm. Nur einmal gegen Mittag windet und weht ein feiner Landregen übers äh, … Land
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Tag 10: Der Widerstand ist dem Widerstand sein Tod

Von Rochefort nach Revogne sind es etwa 22 Kilometer, vorbei an schönen Örtchen mit Mahnmalen an die Opfer der beiden Weltkriege und etlichen „Frietjesbuden“. Ich mache einen kleinen Zwischenstopp am Cabaret-Wandgemälde von Rochefort. Trotz der frühen Uhrzeit am Sonntag morgen, es sind nur wenige Menschen in dem zauberhaften Städtchen auf der Straße, sieht man keine Menschenseele. Dieser am späten Abend geschriebene Satz ergibt erst beim dritten Mal lesen Sinn, dann aber so richtig…
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Tag 11: Der hat doch den Schuss nicht gehört!

Ich laufe in Revogne los, vorbei am historischen Steintor und einem aus Bruchstein gebauten Altar mit etlichen Madonnen- und Christusfiguren. Als ich mich und das Schild, Entschuldigung, es muss natürlich das Schild und mich lauten, den Hang hinauf schleppe, komme ich an zwei eigenwillig und liebevoll gebauten Häusern vorbei. Vor einem steht ein älterer Herr und zeigt lachend auf das Schild. „Haben Sie die blaue oder die rote Pille geschluckt?“, möchte er unvermittelt wissen. Ich frage achselzuckend zurück, ob ich richtig das verstanden hätte und ob er die Frage für mich vielleicht etwas genauer stellen könne? „Sie haben schon richtig verstanden. Die blaue oder die rote Pille!“, wiederholt er und ergänzt: „Wer mit einem solchen Mantel und einem Schild mit dieser Aufschrift denselbigen Weg hinauf schleppt, der hat auf jeden Fall den Film „Matrix“ gesehen und die rote Pille geschluckt, auch wenn das Schild die falsche Farbe hat. Wollen Sie einen Kaffee?“, lädt mich der ältere Mann an seiner Frau, die inzwischen auch vor dem Haus steht, vorbei in sein Haus ein.
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Tag 12: Bevor ich irgendetwas mache, drucke ich erst mal ein Schild

Heute hat sich Astrid unserer kleinen Expedition ins Menschenreich angeschlossen. Sie ist wieder auf den Beinen nach überstandenem Infekt. In Deutschland seien gerade alle krank, überbringt sie als Nachricht an uns, die schon einen gehörigen Abstand zu dem Land gewonnen haben, das in immer merkwürdigere Gefilde schippert und man sich schon lange fragen muss, wer da eigentlich am Steuer und der Kapitän dieser haarsträubenden Irrfahrt ist.
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Tag 13: Heute nur Flasche

Ich werde wach mit dem Gedanken, tatsächlich heute die letzte Etappe von 22 Kilometern von Les Hautes-Rivières bis kurz vor Charleville-Mezières zu laufen. Frauke ist beim Frühstück derselben Meinung, Astrid bleibt in der Herberge und „hat zu tun“. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, wie richtig Astrid’s Entscheidung sein sollte, heute nicht mit zu laufen. Was uns heute an zu bewältigenden Höhenmetern erwartet, sollte alles andere noch mal in den Schatten des Schildes stellen.
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